Kaltverseifung

Die Herstellung kaltgerührter Seifen

Die Herstellung von Seife im Kaltverfahren ist ca. seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt, für die industrielle Herstellung spielte dieses Verfahren aber nie eine große Rolle. Unter Hobby-Seifensiedern ist das Kaltverfahren heute die beliebteste Art zur Seifenherstellung.

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Seife herstellen im Kaltverfahren

Beim sogenannte Kaltverfahren werden die verwendeten Fette nur wenig über deren Schmelzpunkt erwärmt, mit Hilfe konzentrierter Lauge bei niedriger Temperatur verseift und dann direkt in Formen gegossen. Wirklich „kalt“ ist das Verfahren nicht, denn durch die entstehende Reaktionswärme heizt sich das Gemisch aus Fett und Lauge stark auf.

Die im Kaltverfahren hergestellte Seife unterscheidet sich deutlich von einer klassischen Kernseife:

  • Da am Ende keine zusätzliche Aufreinigung stattfindet verbleiben alle eingesetzten Stoffe in der Seife; durch einen Überschuss an Öl entstehen pflegende „überfettete“ Seifen.
  • Auch das bei der Verseifung entstehende Glycerin verbleibt als pflegende Komponente in der Seife.
  • Wegen der niedrigeren Temperatur ist die Verseifung zunächst nicht vollständig, d.h. in den ersten Wochen nach Abfüllung ist die nach dem Kaltverfahren hergestellte Seife noch stark alkalisch und sollte in diesem Zustand nicht verwendet werden. Erst durch Lagerung und Trocknung wird die überschüssige Lauge verbraucht.

Auch wir empfehlen Anfängern ganz klar diese Methode zur Seifenherstellung. Ein Basisrezept mit allen Infos findest Du hier: 25er-Grundrezept

Vorteile der Kaltverseifung

  • Es ist kein besonderes Zubehör notwendig; fast alle zur Herstellung benötigten Gegenstände befinden sich bereits in einem normalen Haushalt (z.B. Topf, Stabmixer). Außer Natriumhydroxid sind keine Chemikalien nötig; alle weiteren Inhaltsstoffe kann man in einem Supermarkt einkaufen.
  • Der angedickte Seifenleim lässt sich sehr gut einfärben und mit zahlreichen Zusätzen versehen (Gewürze, Kräuter, Blüten etc) und mit Hilfe verschiedener Methoden zu eindrucksvollen Mustern verarbeiten. Durch die flüssige Konsistenz beim Abfüllen sind eine Vielzahl von Seifenformen möglich.

Nachteile der Kaltverseifung

  • Die Seife muss mehrere Wochen reifen, bis die enthaltene Lauge komplett verbraucht ist. Zu früh benutzt, kann es zu Verätzungen und Hautirritationen kommen.
  • Gut verseifen lassen sich im Kaltverfahren vor allem Fette mit Fettsäuren mittlerer Länge (z.B. Kokosöl und Palmöl). Historisch gesehen wurde das Verfahren erst in dem Moment interessant, als diese Fette in größerer Menge und guter Qualität importiert werden konnten. Der klare Nachteil solcher Fette ist allerdings die meist schlechte Ökobilanz und die starke Tensidwirkung. Seife aus mittelkettigen Fettsäuren ist deutlich waschaktiver und führt beim Waschen der Haut zu einem stärkeren „Washout-Effekt“ .

Mythen und Märchen

Leider findet man auf einschlägigen Internetseiten und gerade in der deutschsprachigen Literatur zum Thema Seifensieden viel Unsinn . Wissenschaftliche Fakten werden ignoriert, dafür findet man viel pseudo-ökologisches Wunschdenken. Ein paar Beispiele:

  • Auch im Kaltverfahren werden alle Öle und Fette chemisch verändert. Die Behauptung „die pflegenden Eigenschaften“  der Öle würden kaum beeinflusst oder verändert ist schlicht falsch. Auch bei starker Überfettung der Seifen  findet zumindest eine teilweise Spaltung aller Fettmoleküle statt. Überfettete Seifen enthalten meist keine Ausgangsöle mehr, sondern neben den Fettsäuresalzen (Seife) nur noch teilhydrolisierte Fettmoleküle (Monoglyceride und Diglyceride).
  • Im Kaltverfahren hergestellte Seifen enthalten im Gegensatz zur klassischen Kernseife Glycerin. In vielen Büchern liest man, dass dadurch die Seife deutlich hautfreundlicher würde. Dies ist aber Unsinn. Ein gewisser positiver Effekt mag zwar vorhanden sein. Da Glycerin allerdings wasserlöslich ist, wird es beim Waschen fast vollständig wieder von der Haut entfernt. Deutlich sinnvoller aufgehoben ist Glycerin in einer Creme, die nach dem Waschen auf die Haut aufgetragen wird.